Der 56-jährige Herr Schmitz* kann nicht schlafen. Er hat Nachtschweiß-Attacken. Wenige Wochen später beginnt die rechte Hüfte zu schmerzen. Das ist ausgerechnet die Seite mit der Gelenkprothese. Er bekommt Antibiotika verschrieben. 5 Tage Cefuroxim. Die Infektschübe kommen und gehen. Dann 5 Tage Ciprofloxacin. Wieder keine Besserung. Schließlich wird seine künstliche Hüfte operativ entfernt. Danach folgen weitere 4 Wochen Antibiotikabehandlung i.v. und nochmal 2 Wochen per os. Herr Schmitz war wenige Tage vor Symptombeginn beim Zahnarzt. WKB und Extraktion eines OK-Molaren. Keine perioperative Prophylaxe. Im Jahr 2022 wurden in deutschen Kliniken 347.702 Endoprothesen (Hüft- oder Knieprothesen) implantiert. Gut möglich, dass Du diese Woche einen Patienten wie Herrn Schmitz behandelt hast. War es ein invasiver Eingriff? Und hast Du dich dabei gefragt, ob Du eine antibiotische Prophylaxe geben sollst? Bei solchen Patienten solltest Du lieber auf Nummer sicher gehen. Aufgrund der enormen Komplikationsrate bei der Behandlung von infizierten Endoprothesen, empfiehlt die EA (Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik, 2022) eine Prophylaxe "vor blutigen Zahneingriffen". Trotz fehlender Evidenz und unabhängig von der sogenannten Standzeit der Prothese. Analog zur Endokarditisprophylaxe, sollen 2g Amoxicillin gegeben werden (bei negativer Allergieanamnese).
*Herr Schmitz heißt eigentlich anders. Er ist der tragische Protagonist eines Fallberichts aus dem Jahr 2018. |